Wie der E-Mail Newsletter der Zukunft aussehen wird
Die Marketing-Welt verändert derzeit drastisch.
Kunden haben angefangen über Firmen zu sprechen. Und das passiert öffentlich auf Bewertungsportalen wie Qype und Google Places. Das ist aber nicht alles, auch auf Facebook, Twitter und Google+ werden Service und Produkte extrem positiv oder extrem negativ erwähnt (Durchschnitt interessiert hier niemanden).
Ihre Entscheidung besteht nun darin, sich auf diesen Dialog einzulassen, oder weiterzumachen wie immer. Viele Unternehmen scheinen derzeit zu denken, dass dieses „Social Media“ schon wieder weggeht. Das wird es nicht. Allein durch die mobile Nutzung wächst das Internet derzeit rasend schnell und macht täglich aus Inhaltskonsumenten neue Inhaltsersteller.
Dieses neue Nutzungsverhalten wird die bestehenden Werbekanäle ordentlich umkrempeln. Und dazu gehört auch der E-Mail Newsletter.
Warum der Newsletter noch lange nicht am Ende ist
Das hat zum einen damit zu tun, dass fast jeder täglich seine E-Mails checkt. Zum anderen damit, dass beinahe jede E-Mail vom Empfänger wahrgenommen (wenn auch nicht gelesen) wird.
Social Media Kanäle sind flüchtiger, Nachrichten können einfach an den Empfängern vorbeirauschen und sind dann für immer weg. Außerdem haben Social Media-Nachrichten naturgemäß nicht den persönlichen Charakter einer E-Mail.
Sehr geehrter Herr Mustermann
Personalisiert ist noch lange nicht persönlich. Sie können mich personalisiert ansprechen so oft Sie wollen – wenn mich der Inhalt des Newsletters nicht anspricht, haben sie rein gar nichts gewonnen (eher im Gegenteil).
Beispiel Amazon
Diese Firma macht sehr schlechtes, aber auch sehr sinnvolles E-Mail Marketing. Sehen Sie sich diese beiden Beispiele einmal an:
Der Restposten Newsletter
Einfach nervig: scheinbar wahllos zusammengeworfene Produkte "müssen raus".
Ein Newsletter, abgestimmt auf persönliche Interessen
Anders verhält es sich mit den persönlichen Empfehlungen: die sehe ich mir jedes mal an und nicht selten sind da ein paar Volltreffer dabei.
Das ist schon gar nicht schlecht. Allerdings sieht echter Beziehungsaufbau dann doch noch ein wenig anders aus.
Hier liegt übrigens auch die große Chance von kleinen Firmen und Mittelständlern. Einen 1:1 Dialog aufzubauen ist für große Konzerne alles andere als einfach.
Warum der Newsletter wieder ein Medium für wechselseitige Kommunikation werden muss
Zu oft kommt es heute auch immer noch vor, dass Newsletter mit der Antwortadresse „noreply@“ versendet werden. Aber auch wenn das nicht der Fall ist, werden die Antwort-E-Mails meistens ignoriert.
Während meiner Zeit in der alten Online Marketing-Agentur, habe ich Newsletter-Aussendungen an mehrere hunderttausend Empfänger durchgeführt - und ja, es kommt jede Menge automatischer E-Mails zurück (Out of Office Benachrichtigungen etc.), durch die man sich erst einmal kämpfen muss.
Aber in mitten dieser E-Mails stecken Nachrichten von Kunden, die häufig zutiefst unzufrieden mit der Firma sind. Wer jetzt den Dialog nicht erwidert, lädt gerade dazu ein, dass der Kunde die nächste Botschaft im Zusammenhang mit Ihrer Firma an all seine Facebook Kontakte richtet.
„Los, kauf endlich!“
Freunde und Bekannte sind selten müde mir zu berichten, wie nervig sie diese E-Mail Newsletter finden. Es fällt mir auch ehrlich gesagt schwer das abzustreiten.
Firmen verstehen nicht, dass es ein großes Privileg ist, eine Person auf so einem persönlichen Wege anzusprechen. Waren Sie schon mal bei einem Bekannten zuhause eingeladen, der Ihnen dann nur etwas verkaufen wollte? Ich nehme an, dass er Sie niemals wieder gesehen hat.
Große Firmen begehen diesen Fehler tagtäglich. Da es alle so machen, ist es leider noch niemandem aufgefallen. Bei den Kunden resultiert dieses Verhalten in einer verschärften Abneigung von Werbung.
Natürlich kann man seine Produkte auf diese Weise in den Markt drücken. Die Frage ist nur, ob dadurch eine brauchbare Kundenbeziehung entsteht, die sich auch langfristig in einer veränderten Marketing-Welt trägt.
Newsletter 2.0
Der Newsletter der Zukunft muss nicht nur relevante Informationen enthalten, sondern auch zum Dialog aufrufen. Jede Interaktion mit einem Ihrer Kunden ist eine große Chance wichtiges Feedback zu erhalten und die Kundenbeziehung zu stärken. Und das geht am besten durch relevante Inhalte, bei denen der reine Verkaufscharakter in den Hintergrund tritt.
Sie sollten nicht vergessen: jene Unternehmen, die es schaffen die stärksten Beziehungen zu Ihren Kunden aufzubauen, werden weiterempfohlen und schaffen es so ohne riesige (klassische) Werbekampagnen ihre Umsätze zu steigern. Mund-Propaganda wirkt stärker als alles andere.
Das Allerwichtigste: stellen Sie sicher, dass sich Ihr Kunde von Ihnen ernst genommen fühlt. Meiner Meinung nach befindet sich Media Markt / Saturn derzeit völlig zurecht in den roten Zahlen – hier denkt man offensichtlich, dass man Kunden wie Idioten behandeln kann (siehe „Geil ist Geil“).
Der Newsletter der Zukunft muss die neue Philosophie von Transparenz und absoluter Kundenorientierung transportieren.
Beispiel: Lonely Planet Newsletter
Beim Anbieter des Reiseführer-Anbieters treten die Verkaufsbotschaften in den Hintergrund und machen Platz für tolle Inhalte.
Jede Newsletter-Ausgabe bietet eine Liste von interessanten, kuriosen oder nützlichen Reisetipps.
Klickt man auf den Artikel landet man auf dem Blog und wird zum Diskutieren angeregt. Die obligatorischen Share Buttons gibt’s ebenfalls im Newsletter (komischerweise nicht auf dem Blog).
Auch der Text-Newsletter ist noch nicht am Ende
Kurze, relevante Text-Emails können nicht nur von Smartphones problemlos dargestellt werden, sondern kommen auch ein wenig authentischer rüber als irgendwelche bunten Bilderwelten (die der E-Mail Client sowieso erst mal unterdrückt). Öfter mal Plain Text zu versenden, kann sich lohnen – probieren Sie einfach mal ein paar A/B Splittests.
Fazit
Falls Ihr Unternehmen diese neue Philosphie der Kundenorientierung noch nicht entdeckt hat, ist es für Sie als E-Mail Marketer nicht ganz einfach den „Newsletter der Zukunft“ zu starten.
Um den neuen Ansatz zum Erfolg zu führen, muss sich ein Unternehmen erst einmal öffnen und mit dem Kunden kommunizieren wollen. Diesen Dialog können natürlich nur Mitarbeiter führen, die die notwendigen Kompetenzen besitzen, auch ein mal sehr schnell eine Antwort zu verfassen oder eine Entscheidung zu treffen.
Aber wenn die Ampeln auf grün stehen, sollten Sie Ihr E-Mail Marketing mit Volldampf umkrempeln und den Beziehungsaufbau starten. So nutzen Sie die veränderte Marketing-Landschaft zu Ihrem langfristigen Vorteil.
Was ist Ihre Meinung? Muss sich das E-Mail Marketing generell wandeln?
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